Baskenrock

Das Baskenland. Ihr denkt jetzt bestimmt sofort an Baskenmützen, die ETA und Bombenattentate. Wir haben dieses kleine Land (eigentlich ist das Baskenland eine autonome Gemeinschaft innerhalb Spaniens, wie z.B. Katalonien auch, aber ein Grossteil beider Volksgruppen wäre ziemlich gerne unabhängig von Spanien) aber im Norden Spaniens heiss und innig lieben gelernt und zwar deswegen:

San Sebastián ist bekannt für seine Michelin-Sterne-Sammlung (14 Sterne in einer Stadt sind schon ein Wort) und deshalb auch an einem normalen Wochenende ziemlich stark belegt. Deswegen waren wir heilfroh, dass Juán Antonio uns nach unserem Downhill-Ritt, vor Dreck strotzend und verstaubt wie wir waren, einen Platz in seiner Hospedaje angeboten hat. Und sogar das Tandem durfte mit ins Zimmer und direkt neben das Bett, nachdem wir es auseinandergebaut und durch den 1 m breiten Flur bugsiert hatten. Der Typ hat echt Nerven. Chapeau!

Nach 2 Tagen San Sebastián dachten wir wirklich wir hätten genug gegessen und machen uns wieder auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Auf dem Weg kommt uns dann allerdings ein Fischrestaurant direkt am Meer in die Quere, wo der Fisch direkt auf Holzkohle zubereitet wird. Dieser Versuchung können wir nicht widerstehen und auch das Glas Weisswein gehört natürlich dazu. Daniel hat bei der folgenden Küstenfahrt dann einen ziemlich lahmen Heckantrieb, weil dem der Wein direkt in die Beine geflossen ist. Macht aber nix, noch nen kleinen Berg hoch und schon stehen wir auf dem Campingplatz hoch über einer Klippe am Meer. Atemberaubend!

In Montragón nutzen wir dann nochmal Warm Showers (eine Community für Radreisende, bei der man ein Bett und eine warme Dusche, wie der Name schon sagt, bekommt) und lernen Maialen und ihren Freund Iker kennen. Wir werden sofort wie Freunde aufgenommen. Maialen bittet Daniel gleich mal um eine Probefahrt mit dem Tandem und I. erklärt uns gleich beim Reinkommen, dass er gestern Fiesta hatte und heute einen rießen Kater. Olé! Trotzdem bekommen wir eine Stadtführung und dürfen uns ein Match des Volkssports Pelota in einer Bar im Fernsehen anschauen. Dazu gibts Bier und Erklärungen von einem echten Basken. Es spielen zwei Spieler gegeneinander. Der Ball wird mit der bloßen Hand gegen eine der beiden Wände gedonnert und der andere versucht diesen wiederum an die Wand zu schmettern. Sieht alles ziemlich schnell und ziemlich schmerzhaft aus. Aber so sind sie halt die Basken. Mutig, unerschrocken und stolz. Wir sind beeindruckt!

Nochmals ein paar weitere Höhenmeter und wir erreichen Alfredo, der uns ebenfalls eine warme Dusche und ein Bett anbietet. Er war früher auch Amateur-Strassenfahrer und Daniel und er fachsimpeln den ganzen restlichen Tag über diesen und jenen Radfahrer, während wir durch das Dörfchen schlendern und das Hexenhaus betrachten, das einfach so in der Gegend steht. Alfredo ist ausserdem Feuerwehrmann (ein echter!) und hat eine rießige Geduld, wenn es darum geht meine schrägen Spanischsätze zu korrigieren. Ausserdem kocht er Michelin-verdächtig! Am nächsten Tag begleiteter er uns sogar auf unserer letzten Bergetappe und ist beeindruckt, wie schnell wir den Berg hochkommen. Daniel erklärt ihm, dass wir so schnell müssen, weil wir sonst umkippen. Auch ein Grund, meint er. 😉

Wir trennen uns schweren Herzens vom Baskenland, seinen stolzen und manchmal etwas schrulligen Bewohnern, den leckeren Tapas, die hier Pintxos heissen und setzen unseren Weg Richtung Zaragoza fort. Unser Fazit: Das Baskenland rockt! Alle hinfahren!