Thai Travels #4

Nach 4 Wochen Thailand starten wir auf unserer letzten Etappen. Wir freuen uns ein wenig Family Life auf Phuket erleben zu dürfen und sind gespannt, was uns danach in Malaysia erwartet. Vorher gehen wir nochmal lokal und werden am allerletzten Abend in Thailand überrascht.

An einem Samstag besuchen wir das, was wir eigentlich für eine Biofarm gehalten hatten, stoßen aber auf ein eher designorientiertes Projekt. Es ist viel los, trotzdem führt man uns auch unangemeldeterweise herum und uns wundert es nicht, dass die Häuschen der Farm schon Monate vorher ausgebucht sind. Wie auch das Gong Valley ist das Baan Rai I Arun sehr bekannt in Thailand und in allen Ausgaben der hiesigen Einrichtungsmagazine. Wir essen fotogen und radeln dann unseres Weges.

Dann ist es nicht mehr weit bis nach Phuket. Dort wollen wir meine Tante Chröttli besuchen, die mit ihrem Mann jedes Jahr 2-3 Monate im Winter dem Schmuddelwetter der Schweiz entflieht und den Sommer nachholt, den sie zuhause immer in ihrem Minigolf am schönen Murtensee durcharbeitet. Wir sind voller Vorfreude darauf ein wenig Familie in der Ferne zu treffen, gleichzeitig wissen wir, dass Phuket dem Massentourismus erlegen ist und sind gespannt, wie wir das verkraften. Am Ende sind wir zwar entsetzt über das ganze Remmidemmi, den vielen Verkehr, die furchtbaren Elefanten- und Affenshows, die am Wegesrand liegen, aber mehr damit beschäftigt zu reden, zu essen, zu entspannen und die Zeit miteinander zu geniessen als sonst etwas. Wenn man mit lieben Menschen ist, ist es ja fast egal wo man ist. Und da sich Chöttli und Hämpu hervorragend auskennen, werden wir an die schönsten Strände, in die besten Restaurants und meist um den ganzen Trubel herum geführt.

 

Schweren Herzens steigen wir am 4. Tag wieder auf unser Tandem und brechen auf unsere letzten Tage in Thailand zu verbringen, bevor wir Malaysia betreten. Wir verladen das Tandem auf ein Schiffchen, damit wir nicht nochmals den Horrorverkehr auf Nordphuket durchmachen müssen und radeln dann ab Ao Nang wieder fast ohne andere weiße Waden zu sehen, gen Malaysia. Wir haben das Thailand wieder, in dem wir einfach am Wegesrand essen gehen und in 24-Stunden Hotels übernachten. Auch schön.

Nach Trang spüren wir bereits, dass etwas anders ist und freuen uns wieder neues auf den Märkten entdecken zu können. Am letzten Abend in Thaiand werden wir überrascht. Nachdem wir 6 Wochen lang durch das Land gefahren sind und außerhalb von Übernachtung und Essensgelegenheiten wenig Kontakt zu Einheimischen hatten, spricht uns Apicha in auffallend gutem Englisch an. Wir werden auf sein Moped mit Anhänger verfrachtet, bekommen das Städtchen gezeigt und dürfen bei seiner Freundin Many zuhause noch eine Kokosnuss schlürfen. Dort quatschen wir über allerlei und bewundern den Stereo-Tempel von Many. Da sie mit einem Chinesen verheiratet ist, steht der untere Teil des Haustempels der Ahnenverehrung zu, der obere Teil zeigt Manys buddhistischen Hintergrund. Religionsgemeinschaft auf engstem Raum.

Bevor wir zum Hotel zurückchauffiert werden, müssen wir versprechen am nächsten Morgen um 7 nochmals bei Many vorbeizuschauen. Das machen wir und bekommen ein Frühtück to go, das locker für 4 Erwachsene gereicht hätte. Inklusive vorgebohrte Kokosnuss, die Daniel ganz einfach mit dem Messer öffnen kann. Frühstück Deluxe!

Was bleibt uns von Thailand? Wir kommen nicht so recht ins Gespräch mit den Thais. Teils ist das Verständigungsproblemen geschuldet, teils ist man hier einfach Ausländer gewohnt und weniger interessiert. Bei den raren Gelegenheiten, bei denen wir Thais auf englisch ausquetschen können, stellen wir folgendes fest:

Thais lieben ihren verstorbenen König Bhumipol und ich verursache ein paar Tränen, weil ich die Frage stelle, was sie von demselbigen halten. Der neue König hingegen wird immer mit einem Daumen nach unten angezeigt. Was an sich schon bemerkenswert ist, da Majestätsbeleidigung in Thailand immernoch bestraft wird.

Thais teilen Touristen in verschiedene Gruppen. Auf meine Frage ob sie die ganzen Ausländer nicht hassen, sagen viele Thais die Chinesen seien die schlimmsten, weil sie wenig bezahlen wollen, aber das volle Programm erwarten. Wir sind jedenfalls immer beeindruckt, wie nett man an Massentourismusorten wie Khao Lak oder Phuket als Thai immernoch sein kann. Das einzige, was wir je sehen, ist dieses Plakat, das darum bittet das Bildnis Buddhas zu respektieren. Ist ja wohl das mindeste.

Auf die Frage warum der Sextourismus so boomt, gibt es verschiedene Antworten. Manche sagen, dass viele Mädchen aus armen Familien lieber anschaffen gingen als auf dem Reisfeld zu schuften. Andere sagen es sei ein Zwang, weil die Familie erwarte, dass die Mädchen zum Familieneinkommen beitragen. Und es seien auch nicht nur ausländische Männer, die die Prostitution fördern. Wohlhabende Thai Männer hätten oft eine Geliebte und/ oder würden öfter ins Bordell gehen. Allesamt finden die Tatsache jedoch traurig. Ich finde das ebenfalls schrecklich und frage mich, wie gut oder eher schlecht die Mädchen geschützt sind. Vor übergriffen, Krankheiten, womit sie ihr Geld verdienen werden, wenn sie nicht mehr so wunderhübsch sind. Prostitution gibt es überall, traurig genug, aber die Frage ist eben immer, wie unabhängig die Frauen agieren können, inwieweit es wirklich ihre Entscheidung ist. Unübersehbar ist jedoch die Prostitution ein Teil des Massentourismusphänomens in Thailand.

Wir sind außerdem beeindruckt, dass jeder in der hintersten Ecke die Zahlen auf englisch kann und oft wird uns auch mit einer Hand vor der Nase wedelnd angezeigt, dass das Essen nichts für uns ist, weil es für unseren Gaumen faulig schmecken würde. Man ist also immer gut informiert.

Nach 6 Wochen Thailand fühlen wir uns bereit sagen zu können, wir haben Thailand gesehen. Es ist ein Land voller farbenfroher Schönheit, voller sanfter Freundlichkeit, aber auch eines, dem der Ausverkauf der Kultur droht und in dem Frauen immernoch nicht den Schutz genießen, den sie haben sollten. Auch sind viele Infrastruktur-Probleme hinsichtlich Massentourismus und Wasser, Strom und Müll nicht gelöst. Es bleibt zu hoffen, dass das Paradies daran nicht scheitert und dass es die thailändische Führung schafft einen Weg zu finden den Tourismus verträglicher zu machen. Für Radler ist Thailand ein Paradies, weil es überall gepflegte Unterkünfte, leckeres Essen und Strassen durch das Nichts gibt. Wir werden dich vermissen!