An kaum einer Grenze ändern sich die Dinge für uns so aprubt, wie zwischen Kasachstan und China. Im einen Momet holpern wir eine kleine Landstraße entlang und im nächsten stehen wir auf einer langen geraden Straße, umringt von Hochhäusern, roten Lampions und chinesischen Schriftzeichen.
Bereits von der kasachischen Seite sehen wir die die Hochhäuser wie vom Himmel gefallen in der Ferne trotzen. In Kasachstan gibt es natürlich mehrstöckige Häuser, aber nicht Mitten im Nichts, auf dem Land. Wir fahren ungläubig auf diese Kulisse zu. An der kasachischen Grenze sind wir schnell ausgestempelt. Man wundert sich auch gar nicht, dass jeder von uns zwei Reisepässe besitzt und in einem der Einreisestempelfür Kasachstan ist, im anderen das Visum für China, in Frankfurt ausgestellt. Den kasachischen Zollbeamten müssen wir erstmal wecken, aber er winkt uns verschlafen durch und dann fahren wir ungaubliche 5 Kilometer an einem Zaun entlang im Kreis, der wohl als Stauzone für Lastwagen gedacht ist, bis wir vor einem chinesischen Militär stehen.
Nach unserem freundlichen „Niihao“ denkt er, wir könnten wirklich chinesisch und fragt uns allerei. Wir versuchen ihm auf allen möglichen Sprachen zu sagen, wir seien aus Deutschland. Keine Chance, nur der Translator kann uns hier weiterhelfen. Er lächelt glücklich, gibt das erfahrene durch das Funkgerät durch und winkt uns weiter. Wir landen in einer rießigen Halle, in der absolut nichts los ist und die 10 chinesischen Beamten sich gähnend zu Tode langweilen. Ich marschiere auf einen los, um herauszufinden, ob das Tandem mit durch die Halle muss oder wie das läuft. Man kann ein wenig englisch und man bedeutet uns das Tandem abzuladen und alles durch die erste Sicherheitskontrolle scannen zu lassen. Machen wir, sind wir ja zur Genüge aus Turkmenistan und Usbekistan gewohnt. Wir gucken nur ganz schön dumm, als der freundliche Beamte uns bittet uns selbst auf das Band zu stellen. Der Personenscanner ist leider kaputt und so müssen wir auch übers Band. Ich komme mir vor wie eine Wurst auf einem Fließband und frage mich, warum man beim Arzt in Deutschland immer eine Schürze umbekommt, wenn man geröngt wird, in China geht das so.
Wir laden alles wieder auf, dann müssen wir durch die Gesundheitskontrolle. Oder so. Da das Tandem nicht um den Knick passt, den die Kuhgitter machen, muss Daniel aussen rum und dann nochmal an einer Art Kamera vorbei. Das Tandem muss dann auch noch vorbei. Wir wissen nicht warum, aber wir machen einfach wie uns geheißen. Uns beschleicht der Verdacht, dass ein Chinese nichts mehr haßt, als wenn die Vorschriften nicht genauestens eingehalten werden. Wir dürfen dann weiter zu dem freundlichen Herrn, der Bilder von uns macht und einen Einreisestempel in den Pass haut. Wir dürfen ihn dafür per Knopfdruck mit Smilies bewerten. Erst jetzt kommt die richtige Gepäckkontrolle. Wir laden wieder alles ab und die Taschen laufen durch den Scanner. Das Tandem darf wieder außen rum. Dannn sind wir frei.
Draußen erwartet uns eine gewaltige Allee. Wir sind völlig geflashed. Überall wird gebaut, an jeder Ecke stehen drei bewaffnete Polizisten, die Straßen sind neu, es gibt chinesische Pagoden und ein Schild außeralb der Stadt, das und verbietet auf der Auobahn zu fahren. Da wir gerade zwei Zeitzonen gesprungen sind (in China gibt es nur eine Zeitzone und die orientiert sich an Peking, auch wenn das 5000 km weit weg ist) und Grenzen immer anstrengend sind, halten wir erstmal für das Mittgessen. Wir knabbern verstört an unserem aus Kasachstan mitgebrachten Brot herum und können nicht fassen, wie sehr sich die Welt an einer Grenze verändern kann.
Wir fahren noch 25 km und gönnen uns ein Hotel. Als wir in das erste Hotel gehen, müssen wir wieder durch einen Metalldedektor und werden abgewiesen. In China dürfen nur bestimmte Hotels Ausländer aufnehmen. Wir sind darauf vorbereitet und man ist wieder sehr freundlich und zeigt uns eines, das Ausländer nehmen soll. Wir dürfen dort wieder durch den Metalldedektor und werden aufgenommen. Alle unsere Taschen müssen durch den Scanner und wir müssen ein Deposit hinterlegen. Dann dürfen wir erstmal die Tür hinter uns schließen und (hoffentlich) ein wenig Privatsphäre genießen. Denn sonst sind überall Kameras. Auf den Straßen, im Hotelflur, in den Geschäften. Für Xinjiang, die Provinz, die wir betreten haben gelten besondere Regeln und Sicherheitsvorkehrungen seit ethnischen Unruhen im Jahr 2009. Die Uiguren, eine türkischstämmige Ethnie, die hier die Hälfte der 29 Millionen Einwohner ausmacht, hatte gegen die chinesische Regierung demonstriert. Dabei sind mindestens 50 Menschen getötet und viele weitere verletzt worden. Bei Massenverurteilungen wurden viele Uiguren verurteilt. Ein Todesurteil wurde bereits vollzogen.
Die Kameras sind das eine. Jedes größere Geschäft, jeder öffentliche Markt, jedes Hotel, das wir betreten hat Sicherheitsmänner, in Yining werden sogar einmal unsere Ausweise fotografiert, als wir einen Kaffee trinken gehen wollen. An jeder Ecke gibt es Polizei mit fies spitzen Schlagstöcken und in voller Kampfmontur. Und öfters sehen wir Bürgerwehren mit hölzernen Schlagstöcken patroullieren. Tankstellen und Schulen gleichen Hochsicherheitstrakten mit Stacheldraht und Polizeiaufgebot. Jede Stadt, jedes Dorf hat seinen eigenen Checkpoint. Schon ganz schön verrückt für uns. Aber uns betrifft das eigentlich wenig. Da keiner english spricht, will nie jemand etwas von uns und im Höchstfall will man mal einen Blick in unseren Pass werfen und fragt woher wir kommen.
An unsere letzten Tag auf dem Rad haben wir nochmals zwei Platten und sind wehmütig. Bald werden wir uns an Fahrpläne halten müssen und in eher touristischen Städten sein. Das sind wir nicht mehr gewohnt. In Yining angekommen (übrigens früher DER Grenzübergang zwischen den beiden Großmächten Sowjetunion und China) feiern wir ein bisschen Daniel’s Geburtsag.
Vorrangig sind wir aber damit beschäftigt das Tandem zu versenden. Unsere Hosteljungs-und mädchen legen sich kräftig ins Zeug, um uns dabei zu helfen und es ist wie immer in China: es dauert, ist viel Gerede und Diskussion, bei dem man uns immer erst am Ende übersetzt, was jetzt die Entscheidung ist, aber es funktioniert. Es dauert halt nur 3 Tage. Überhaupt sind wir beeindruckt, wie nett man zu uns ist und wie man immer emsig versucht uns zu helfen, egal wie kompliziert unser Anliegen ist. Nur eines geht gar nicht: gegen die Regeln verstoßen – oder sie ein wenig dehnen. Unser schönes Opinel Messer muss deswegen leider in Xinjiang bleiben, weil es verboten ist Messer zu versenden oder sie im Zug mitzuführen. Wir hatten auch Glück, dass man es uns an der Grenze nicht abgenommen hat. Da waren es in der Satteltasche am Rad. Ganz unabsichtlich.
Yining ist übrigens ein sehr nettes Städtchen mit nur knapp einer halben Million Einwohner, was für China riiiiichtig klein ist. Wir genießen sowohl den uigurischen, als auch den chinesischen Einfluss. Wir essen nochmal Laghman, tümmeln uns auf den lauten uigurischen Märkten, kaufen Brot, essen aber auch typisch chinesische Süppchen (falls es das überhaupt gibt bei so einem gigantischen Land) und bewundern die öffentlichen Toiletten, die man überall kostenlos benutzen kann.
Next Stop: Ürumqi. Als wir am Bahnhof ankommen, müssen wir durch 2 Sicherheitschecks. Unser Gepäck wird durchleuchtet und wir müssen unser Wasser und unseren Tee trinken, um zu zeigen, dass wir keine gefährlichen Brennstoffe dabei haben. Wir haben die Holzklasse, in China auch als Hard Seat bekannt, gebucht. Wir haben uns vorgenommen alle Klassen einmal durchzumachen, um um diese Erfahrung reicher zu sein. Wir sind sehr angenehm überrascht, denn der Zug ist blitzsauber und gemütlich und es ist auch wenig los, was darin liegt, dass die Züge nach Bejing Zeit fahren, die Menschen in Xingjang sich jedoch grösstenteils an die zwei Zeitzonen spätere GMT +6 halten und es somit für sie noch sehr früh zum Reisen ist. So weit reicht der Arm der Partei wohl doch nicht. Sowas.
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