Unsere Zeit in Singapur ist geprägt von den letzten Vorbereitungen für unsere Schiffsreise, von schönen Wiederbegegnungen und der Vorfreude auf Europa und unsere langsame Heimreise.
Wieder auf der MS Kelud zu sein, die uns von Jakarta bis Batam bringt, fühlt sich irgendwie an, als hätte jemand auf die Rückspultaste gedrückt. Wir kennen uns aus, das Personal ist teilweise dasselbe und sogar der Sambal schmeckt vertraut. Leider gibt es dieses Mal keine musikalische Untermalung des Essens, dafür weiße Stuhlhussen und Tischdecken.
Wir kommen früh morgens in Batam an und laufen nun den Pier entlang, auf dem wir vor 5 Wochen mit dem Tandem zur MS Kelud gebraust sind.
Wir nehmen ein Taxi, das ein Vermögen kostet, um den Ferry Terminal, von dem aus die Schiffe nach Singapur starten, zu erreichen. Wir trinken einen Kaffee und müssen nochmals Geld wechseln, weil uns 30 000 Rupiah, also knapp zwei Euro für die Überfahrt nach Singapur fehlen. Es ist einfach kein schönes Gefühl wieder auf Transport angewiesen zu sein. Noch kurz durch die indonesische Grenzprozedur und schon sitzen wir auf dem Boot nach Singapur.
Von Batam nach Singapur zu kommen, ist wie von Kasachstan nach China einzureisen. Schon aus der Ferne ist die Skyline beeindruckend und ein riesiger Gegensatz zu den höchstens zweistöckigen Häusern, die man am Hafen von Batam sieht.
Dann sind wir zurück im wohlgeordneten Singapur, können einen Bus zu unserem bereits liebgewonnenen Hostel nehmen und werden wieder herzlich empfangen. Wir dürfen auch vertraute Gesichter umarmen, z.B. Sonali, eine junge, intelligent ernste, aber auch quirlige Inderin, die hier gerade ein Praktikum macht.
Nach einer kurzen Dusche riskieren wir einen tieferen Einblick in eine Gesundheitsversorgung. Diesmal ist es die singapurianische. Ich habe einen fiesen Ausschlag an den Händen und möchte das gecheckt haben, bevor ich zwei Wochen lang auf einem Containerschiff ohne Arzt festsitze. Die Prozedur ist vorbildlich organisiert, wie es sich für Singapur gehört. Erst Vorab-Check, dann registrieren, Blutdruckcheck, warten auf den Arzt, Untersuchung, Medikamente abholen, bezahlen. Während der Wartezeit wird man hervorragend vom Gesundheitsfernsehen unterhalten. Von Tipps zum richtigen Aussuchen von Laufschuhen, über ein Erklärvideo zur Benutzung eines Asthmasprays bis hin zu einer Darstellung der unterschiedlichen Typen von Diabetes ist alles dabei. Der indische Arzt, der mich behandelt, ist weit mehr beeindruckt von der Tandem-Story als von meinem Ausschlag und verschreibt mir eine Creme und Pillen gegen das Jucken, von denen ich ihn nicht abbringen kann. Die Ibuprofens kann ich grade noch so abwehren. Ich nehme doch keine Schmerztabletten, weil man Ausschlag brennt. Am längsten dauert eigentlich das Memo an meine Versicherung, damit ich die Behandlungskosten von 75 Euro zurückfordern kann. Aber auch hier stellt man mir eine interessierte Schwester zur Seite, die völlig austickt, als sie hört, das wir mit dem Rad gekommen sind. Sie strahlt über da ganze Gesicht und schleppt später noch eine Kollegin an und ich erzähle das Ganze nochmal.
Nach diesem Ausflug sind wir erstmal platt, schlurfen zurück ins Hostel und werden wie immer von anderen Radlern in lange Geschichtenerzählungen verstrickt, bei denen wir nach einem Bierchen dann auch völlig vergessen zu Abend zu essen. Was eine tolle Runde!
Am nächsten Morgen eiern wir ergeben erstmal zum Arbeitsziel dieses Tages: Dem Sony Center. Wir waren hier vor 5 Wochen schon einmal, weil wir unser gesprungenes Tablet reparieren lassen wollten, sind aber unverrichteter Dinge wieder abgezogen, weil die Reparatur 400 Euro gekostet hätte – mehr als das Ganze Ding gebraucht gekostet hat. Nicht nur das Tablet hat den Geist aufgegeben, sondern auch Daniels Sony Handy, das grade mal 2 Wochen über dem Ablauf der Garantie war. Auch hier nichts zu machen, weil das Ding in Europa gekauft wurde. Also musste sich Daniel ein neues Handy kaufen, mit meinem kann er keine Touren auf das Garmin laden. Und nun hat auch dieses bereits wieder Probleme mit dem Touchscreen. Nach 5 Wochen ist das natürlich ein Garantiefall, aber die nette Dame hinter dem Tresen weiß leider nicht, ob sie das innerhalb von zwei Tagen reparieren können. Wir wollen es versuchen.
Als Entschädigung schlendern wir zu unserem absoluten Lieblingsessenssplatz, um uns Naan und Curry zu gönnen: dem Tekka Food Center in Little India.
Wieder zuhause kontaktieren wir unseren Hafenagenten, weil wir bis 4 Tage vor geplanter Abfahrt unseres Cargoschiffs immernoch nich wissen, ob es genau am angegebenen Datum fährt und zu welcher Zeit. Die Antwort erhalten wir am nächsten Tag. Es bleibt beim 22. März und man will uns abholen. Was ein Service denken wir und geben unsere Adresse bekannt.
Am nächsten Tag holen wir die ganze Arbeit mit dem Blog auf. Wir waren ein wenig faul in Yogya, wollen aber trotzdem, dass ihr etwas zu lesen habt, während wir auf den Weltmeeren herumschippern. Und im Hotel gibt es sogar einen Computer, sodass ich nicht auf der Briefmarkenbildschirm meines iPhone 4S und mit der Bluetoothtastatur den Text schreiben muss.
Abends starten wir zu einer Tour durch Singapur. Zuerst staunen wir im arabischen Viertel über die Auswahl an türkischen und arabischen Essen, Teppichen und bunten Lampen, bevor wir weiter in Richtung des wohl berühmtesten Bauwerks in Singapur stolpern, dem Marina Bay Sands.
Gleich dahinter befinden sich die Gärten, die unser eigentliches Ziel sind und wir betrachten die fulminante Lichtshow von einem ruhigen, etwas erhöhten Plätzchen aus.
Danach entscheiden wir uns spontan dazu auf die zweite Wasser-und Lichtshow an diesem Abend an der Marina Bay zu warten. Wir gönnen uns ein überteuertes Bierchen und lehnen uns zurück, um die Show zu genießen.
Sie hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei mir und regt mich zum Nachdenken an. Seit wir wieder in Singapur sind, genießen wir die Annehmlichkeiten einer funktionierenden Stadt, wie z.B. Fußgängerampeln, trinkbares Leitungswasser und die Möglichkeit zu joggen, ohne in einem mannshohen Schlagloch zu verschwinden. Ich jogge durch den gepflegten Faber Park und bin beeindruckt von dem gebändigten Dschungelgefühl, der dieser inmitten einer vibrierenden Großstadt verbreitet. Ich staune über die vielen architektonisch herausragenden und gleichzeitig funktionalen Gebäude und Brücken, die Singapurs Charakter ausmachen und gleichzeitig empfinde ich stark, dass all das von Menschen geschaffene dem majestätischen Erfindungsreichtum der Natur nicht das Wasser reichen kann. Es fühlt sich einfach alles künstlich und leblos an. Auch wenn ich ehrlich beeindruckt bin, von der Ingenieurskunst, die dahintersteckt.
Nach diesem bunten Abend in der Marina Bay, wird es uns am nächste Tag zu bunt und das hat mit der Antwort des Hafenagenten zu tun. Er will für den Transfer zum Hafen, für die Hafengebühr, die 5 SGD beträgt und den Transport zum Schiff 50 USD verlangen. Für mein Gefühl ist das sehr viel und ich frage nach, ob wir nicht auch selbst an den Hafen kommen können. Die Antwort lautet öffentlichen Taxis sei das Betreten des Hafens verboten und es koste von jedem Punkt außerhalb des Hafen 50 USD. Mir ist von Anfang an klar, dass ich nicht viele Optionen habe mich zu sträuben, weil der Hafenagent der einzige ist, der uns zum Schiff bringen kann. Nach der Unabhängigkeit von solchen Strukturen durch das Tandem habe ich aber größere Probleme das zu schlucken und so informiere ich unsere Agentur und schreibe noch ein paar aufgeregte Mails an den Hafenagenten, um glasklar zu machen, dass ich das für nicht richtig halte. Am Ende sind 3 weitere Mailadressen im CC, unsere Agentur verspricht eine Info für zukünftige Reisende zu formulieren und ich habe wenigstens erreicht, dass der Hafenagent lange genug mit mir beschäftigt war um die 50 USD zu rechtfertigen.
An unserem letzten Tag in Singapur genießen wir nochmal indisches Essen, streifen durch die Stadt und sind aufgeregt. Im Hostel kommt nachmittags nochmals ein französisches Paar an, die von Frankreich bis Singapore gefahren sind und so gibt es noch genug Gesprächsstoff, bis wir abgeholt werden. Wir verabschieden uns von den beiden Hosts des Hostels S.K. und Yong, die es geschafft haben ein perfekt organisiertes Hostel aufzubauen, in dem man sich super zuhause fühlt, alle aufeinander Rücksicht nehmen und oft auch gegenseitig inspirieren.
Dann sind wir auf dem Weg zum Hafen und sehr gespannt, was uns erwartet.
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