Wir waren bei einer früheren Reise schon einmal in Laos und freuen uns bereits auf die liebenswerten Laoten. Doch womit wir nicht rechnen, ist, dass Laos uns nochmals zwei Gänge zurückschalten lässt. Wir genießen die Tiefenentspanntheit dieses Landes, wenn wir nicht gerade wieder zwei Gänge hochschalten, um die fiesen Hügel zu bezwingen, die sich durch den Tropenwald schlängeln.
Als wir nach Laos einreisen, sind wir noch gar nicht richtig in Loas. Die Grenzstadt Boten, in der wir landen, ist nämlich noch fest in chinesischer Hand. Überall blitzen uns chinesische Schriftzeichen entgegen, es wird gebaut wie wild und wir müssen sogar unser Zimmer in Yuan bezahlen. Die chinesische Regierung hat außerdem das Glücksspiel, das hier noch vor kurzer Zeit florierte, verboten – und das auf laotischem Staatsgrund. Wir stecken hier zwischen den Welte und sind amüsiert, bis wir bemerken, dass auch ein paar Kilometer hinter Boten der chinesische Einfluss nicht abreißt. Als wir ein wenig recherchieren heißt es chinesische Firmen würden auf laotischem Boden illegal Bergbau betreiben. Und tatsächlich sehen wir viele, viele chinesische LKWs, die uns voll entgegenkommen, in Richtung China fahren. Wir sehen auch ein paar kahle und aufgescharrte Hügel aus dem üppigen Grün ragen. Die Menschen in den Dörfern, die wir passieren, sehen nicht so aus, als ob sie durch die Arbeiten Arbeit gefunden hätten. Ist eben überall das gleiche, nur dass Europa die auszubeutenden Länder nicht direkt vor der Haustür hat.
Unser erster Halt nach Boten lässt uns wirklich in Laos ankommen. Ein paar Kinder scharen sich sofort um uns, als wir in dem kleinen Dorf halten und starren uns an. Als wir weiterfahren winken die Eltern wie wild un rufen „Sabaidee“. Das ganze Leben spielt sich vor den auf Stehlen gebauten Holzhäusern ab und oft winken uns ganze Familien lachend zu. Zwischendurch rennen Hühner, kleine schwarze Ferkel und Hunde über die Straße und zwischen den Häusern hindurch. Es ist herrlich wieder so aufgeschlossen wahrgenommen zu werden und die freudige Erregung zu spüren. Wie haben wir das Tandem vermisst!
In Luang Namtha angekommen gönnen wir uns als erstes Sticky Rice (Klebreis) mit Papayasalat. Schon beim ersten scharfen Bissen kommen Erinnerungen an unseren letzten Besuch in Laos hoch und wir schlagen voller Wonne zu, obwohl es fast unerträglich scharf ist. Allgemein finden wir hier immer etwas vegetarisches zu essen und das macht uns nach dem oft fleischlastigen Angebot in Zentralasien und China richtig glücklich. Wir stürmen abends auch vorzugsweise auf den Nachtmarkt und schlemmen uns bei den lokalen Mamas durch – während andere Touristen hier sind, um Fotos zu machen.
Unsere nächsten Tage sind von Auf und Ab inmitten des tropischen Grüns geprägt. Wir lachen und winken, wenn wir durch die Dörfer fahren und die Kinder ein Stück mit uns mitrennen. Wir kommen aber auch nicht umhin festzustellen, dass dies wohl eines der ärmsten Lände auf unserer Reise ist. Nach dem aufgehübschten China erscheinen uns die einfachen Holzhütten der Laoten als sehr basic.
Unsere zweite Station in Laos ist irgendwo im nirgendwo und ich bin entzückt, als wir einen Bungalow über einem Fluss beziehen. Wieder werden wir sehr herzlich von der Besitzerin aufgenommen und ich lasse mich erstmal kaputt in die Hängematte sinken. Ich habe mir eine Frühlingsgrippe eingefangen (Anfang Dezember).Kennt man ja, wenn es Winter war und man sich bei den ersten Sonnenstrahle gleich mal ins Shirt schmeißt und keine Jacke mehr mitnimmt. Ist ja warm genug. Jaja.
Ich liege also in der Hängematte über dem Fluss und schaue in meinen Wachphasen dem Treiben zu. Zuerst sind da zwei junge Mädchen, die den Garten unter mit bewässern. Die jüngeren Geschwister spielen Fangen und rennen wie wild über die Brücke, die aus einem einfachen Baumstamm besteht. Ein paar Mönche in ihren leuchtend orangenen Gewändern wandeln ebenfalls über die Brücke.
Als ich das nächste Mal aufwache, ist es schon später nachmittag. Die Sonne scheint golden auf die Szenen am Fluss. Junge Frauen ziehen ihre Sarongs bis über die Brust und baden im Fluss. Ihre schwarzen langen Haare kleben an ihren nackten Schultern, sie kichern und bespritzen sich gegenseitig mit Wasser. Auf der anderen Seite des Flusses sind die Jungs. Die tun so, als ob sie die Mädels gar nicht sehen würden, vollführen aber trotzdem doppelte Saltos ins Wasser. Es ist herrlich die verstohlenen Blicke zu beobachten, die da von der einen Seite auf die andere geworfen werden.
Kurz bevor es dunkel wird, kommen dann die älteren Männer und schöpfen Wasser aus dem Fluss, bevor die älteren Frauen im letzten Sonnenlicht ebenfalls noch ein Bad nehmen. Ich will das Ganze nicht romantisieren – viele von den Menschen hätten sicher gerne fließend Wasser, aber ich konnte so das Dorfleben miterleben und das ist an diesem Tag ein Geschenk für mich.
Dann muss ich meinen Aussichtsposten leider verlassen, weil die Mückenplage zunimmt und weil unsere Gastgeberin Abendessen für uns zubereitet hat. Die Brühe meiner Gemüsesuppe besteht aus Ingwer und Chilis und ich bin mir sicher, dass sie es ist, die meine Grippe von 10 auf 3 Tage trotz radeln verringert.
An unserem letzten Tag in Laos landen wir in Houay Xai. Ich habe dort von einer Community Initiative gelesen, die mit Frauen aus den umliegenden Dörfern arbeitet. Das Daauw Home, das von der Kajsiab Initiative betrieben wird, liegt an einem Hügel hinter der Stadt und ist ein ruhiges und buntes Refugium zum Erholen. Alles ist mit Liebe zum Detail gemacht und man spürt, dass die Frauen und Familien hier einen Zufluchtsort gefunden haben, der ihnen den Raum gibt innezuhalten und sich neu zu orientieren. Weg von den Ansprüchen einer Familie oder des eigenen Ehemannes. Einfach seine eigenen Fähigkeiten entdecken und weiterentwickeln dürfen. Ich bin schwer beeindruckt von der Art wie hier gearbeitet wird, bin aber leider körperlich zu angeschlagen, um mich mehr einzubringen. Außerdem ist gerade eine Freiwillige eingetroffen, die länger in der Community bleiben wird und alles dreht sich darum, dass sie sich einbringen kann. Trotzdem ist es wunderbar so einen Ort gesehen zu haben. Dies ist das erste Projekt, das wir besucht haben, in dem der Übergang von der Gründung durch eine Ausländerin in die Überführung zu einer rein einheimischen Verwaltung so wunderbar geglückt ist. Mit all der Wertschätzung, dem Freiraum, dem Zuspruch, der Behutsamkeit, die eine solche Arbeit braucht. Allen, die Lust haben mit Kindern zu arbeiten oder Empowerment zu unterstützen und eine Woche, einen Monat oder mehr Monate Zeit haben, kann ich diesen Ort nur empfehlen! Man kann aber auch einfach nur zum übernachten oder zum Essen vorbeikommen oder einen der bunten Kunsthandwerksgegenstände erstehen, alles ganz wunderbar!
Daauw Home
Kajsiab Initiative
Dann heißt es für uns: Auf nach Thailand! Doch bevor wir unsere Füße auf diesen Boden setzen, erleben wir wieder eine Überraschung: wir dürfen zum ersten Mal auf der ganzen Reise nicht selbst zwischen den Grenzen fahren. Das Tandem wird nach einiger Diskussion in den Bus verladen, der alle Reisenden transportiert. Und so dürfen wir nicht selbst von der rechten Spur auf die linke wechseln, sondern der Bus tut es für uns. Und dann sind wir da, in Thailand, im Linksverkehr und unserer Heimat für die nächsten sechs Wochen.
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