Jetzt wird´s spannend – Singapore

Singapur ist das letzte Land, vor unserem großen Ziel Indonesien. Wir können es jetzt nur noch schwer erwarten endlich anzukommen. Wenn man allerdings per Land und Schiff reist, dauert eben alles seine Zeit und so werden wir noch ein wenig auf die Folter gespannt.

Ein letztes Mal Roti Canai zum Frühstück, dann radeln wir Richtung Singapur. Der malaysische Zoll ist modern und alles hat seine Ordnung. Wir werden in die Motorradschlange gewunken und von einem Beamten in einer kleinen Box abgefertigt. Es gibt eine ganze Reihe dieser Boxen und das lässt uns ahnen, was hier an einem Werktag an Arbeitsmigration los sein muss. Noch kurz über die Brücke bis auf die Insel Singapur. Dann sehen wir uns mit einer ellenlangen Schlange an Motorrollern konfrontiert. Soviel wir erkennen können, gibt es drei Schlange, wer wo hinmuss, ist uns aber unklar. Alles schieben wir unser Rad mehr nach vorne, ein Hupkonzert entbrennt, das wir allerdings nicht mit uns verknüpfen. Als wir vorne sind, wird klar, dass die beiden äußeren Spuren für Pendler mit einem speziellen Gerät sind, nur am Ende der mittleren Spur gibt es noch einen Beamten. Die Linien sind eng und Daniel kann das Tandem nicht wieder zurückfahren, wir diskutieren, was wir machen, weil wir uns nicht vordrängeln wollen, da hat ein Mann hinter uns uns schon vorgelassen. Ich nehme mir vor auch mehr Geduld mit den Touris in Konstanz zu haben. Wir warten trotzdem gute 1 ½ Stunden und sind wieder froh an einem Sonntag hier zu sein. Wenn man sich die Abfertigung bei den Autos anschaut, die viel schneller geht, ist das die erste Grenze, an der es ein Nachteil ist, ein Fahrrad zu haben.

Und dann sind wir in Singapur. Geschleckte Straßen, viel grün, die höchste Dichte an hochklassigen Autos, die wir seit Österreich gesehen haben. Man bekommt einen kleinen Kulturschock. An der Tankstelle, an der wir halten, um Geld zu holen sind die Toiletten abgeschlossen und man muss den Schlüssel an der Kasse erfragen – wie zuhause.

Wir landen in einem eingefleischten Radhostel. Überall liegen Radteile herum, alles ist super organisiert und unsere Zimmergenossen sind ebenfalls Radler. Wir tauschen Geschichten aus und sind faul. Wir wissen, wir werden noch einmal 3-4 Tage hier sein, wenn wir darauf warten unser Containerschiff nach Hause borden zu können.

In Singapur sind wir also knapp 2 Wochen von unserem Ziel Yogyakarta, Indonesien entfernt. Das ist ein wenig unglaublich für uns, weil wir schon so lange darüber geredet haben und es jetzt tatsächlich zum Greifen nah ist. Wir erinnern uns daran, wie wir in Österreich Menschen davon erzählt haben, dass wir nach Indonesien fahren und diese milde gelächelt haben. Und jetzt sind wir wirklich fast da. Das macht so einiges mit uns. Wir fühlen Vorfreude auf Indonesien und Freunde, die wir schon lange nicht mehr getroffen haben. Wir fühlen, dass wir uns so langsam mit dem Gedanken vertraut machen, dass es Richtung Heimat geht. Auch das ruft Vorfreude in uns hervor. Weil wir uns darauf freuen all unsere Lieben zu drücken, viel Gemüse zu essen und unsere Eindrücke verarbeiten zu können. Gleichzeitig macht uns das auch ein wenig müde. Unsere Körper beginnen schon einmal faul zu sein und wir machen Mittagsschlaf, auch wenn wir nicht viel geradelt sind. Es ist die Ruhe vor dem Sturm und wir haben es manchmal schwer uns das letzte Stück noch zu motivieren. Wir fragen uns sogar mehrmals, ob wir das Tandem nicht einfach direkt in Singapur lassen, um es dann mit dem Containerschiff nach Hause zu nehmen. Wir entscheiden uns aber dagegen. Wir wollen am Ziel einradeln, auch wenn es dann komplizierter wird.

So sind wir nur einen ganzen Tag in Singapur, bis wir die Fähre nach Batam nehmen und somit erstmals indonesischen Boden betreten. Auch hier zeigt sich die straffe Organisation in Singapur. Wir müssen unser Gepäck einchecken und das Tandem abgeben. Das bedeutet Stress für uns, weil wir nie wissen, ob man weiß, wie man das Zeug behandeln muss. Radtaschen sind eben am liebsten am Rad und Räder da, um zu fahren und nicht um transportiert zu werden. Daniel platzt der Kragen als ein Angestellter der Fähre genau das tut, was vermieden werden sollte: eine unserer Taschen durch die Gegend werfen. Den Mann interessiert das wenig. Das ist ungefähr das einzige Mal, dass man nicht Acht gibt auf unsere Sachen, wenn wir darum bitten. Und das im durchorganisierten Singapur.

Die Ankunft in Indonesien hätte auch besser laufen können. Nach 50 Minuten Fähre kommen wir in Batam an. Dort schnarrt einer der Träger den eh schon vorbelasteten Daniel von der Seite an, er würde ihm das Rad bringen, wenn er dafür bezahle. Daniel sagt ihm, dass er das auch alleine regeln könne, aber da kommen schon seine Kollege mit dem Rad ums Eck. Wir gehen also durch den Visumsprozess und nehmen unser Rad vor dem Ausgang in Empfang. Dort will man Geld von uns und Daniel erklärt so ruhig er kann, dass er gesagt hätte, er nehme das Rad allein. Ich frage den Mann auf indonesisch, ob er keinen Lohn bekommen würde. Er sagt das System hier sei anders als in Singapur und er würde keinen Lohn bekommen. Ich bin hin-und hergerissen, es ist immer schwer in so einer Situation das Richtige zu tun. Es geht weniger ums Geld als darum nicht für jede Kleinigkeit die “Tourismussteuer” zu bezahlen, weil allgemein davon ausgegangen wird, dass Touristen reich sind und deswegen das Recht besteht sie abzuzocken. Wir sagen nochmals nein und die Herren ziehen ab. Der faule Nachgeschmack bleibt.

Wir steigen auf das Tandem werden von einem anderen Ausländer noch kurz darüber aufgeklärt, dass hier alle betrunken fahren und stürzen uns dann in den chaotischen Verkehr. Wir sind froh, als wir an unserem kleinen Hotel ankommen. Nach einer kurzen Pause gibt es zum ersten Mal Makanan Padang für Daniel, eine Art Buffet, bei dem man aus den Leckereien aussuchen kann, die vor einem auf dem Tisch platziert werden. Wir erkunden noch ein wenig die Stadt, kaufen eine SIM Karte und machen uns dann bereit für die Fähre, die uns am nächsten Tag in 30 Stunden nach Jakarta bringen soll.

Das Boarding ist anstrengend und chaotisch, weil sich anstellen kein Konzept in Indonesien ist und so sind wir froh, als das Rad an einem Handlauf festgekettet ist und wir unsere Deluxe Klasse 1A – Kabine bezogen haben.

Die meisten Menschen, die wir beim Warten kennengelernt haben, reisen zu einem Drittel unseres Fahrpreises in der Economy – Klasse, wir wussten im Vorhinein jedoch nicht, ob die Economy auch in Männer und Frauenteil getrennt ist, wie es die Mehrbettkabinen sind und so haben wir uns für den Luxus entscheiden 30 Stunden für 50 Euro zu fahren. Inklusive sind alle Mahlzeiten und die Band, die bei jedem Essen für eine halbe Stunde Livemusik spielt.

Ich bin bereits in der Wartehalle in Batam erstaunt, wieviele Menschen inzwischen englisch reden. Da ist die alleinerziehende Mutter mit zwei süßen Kindern, die mir erklärt, wie schwer es ist, geschieden zu sein in Indonesien. Sie zieht es vor englisch zu reden, damit nicht jeder alles versteht. Ich sage ihr, wie mutig ich es finde, dass sie das alleine meistert und sie lächelt traurig. Da ist der gebildete Mann aus Bandung, der seine Frau vor 2 Jahren an den Krebs verloren hat und seither die Familie für seine zwei erwachsenen Söhne ist. Er ist gläubiger Muslim und fragt mich warum bereits Maria eine Hijab getragen hat. Ich frage ihn, ob er es nötig findet, dass Frauen sich verschleiern oder ob es nicht langfristig angebrachter wäre, wenn man die Männer zu Gleichberechtigung erziehen würde, sodass Frauen deren Blicke nicht mehr fürchten müssen. Er denkt wirklich darüber nach. Das freut mich. Dann muss er zum Abendgebet. Es reist noch eine hochschwangere Frau mit ihrer Familie mit uns. Die Fluggesellschaft wollte sie nicht mehr mitnehmen, aus Angst das Fliegen könnten Wehen auslösen. Sie ist sichtlich entnervt vom Geschaukle des Schiffs, aber trotzdem immer für ein Schwätzchen beim Essen zu haben. Ihr Mann hat einen langen Bart und die kleine Tochter trägt mit ihren 4 Jahren auch bereits eine Hijab. Aber trotzdem gibt man sich auch zwischen den Geschlechtern immernoch die Hand in Indonesien. Daniel ist erstaunt, ich kenne es nicht anders aus Indonesien, in dem der Glaube schon vor 9 Jahren stark war, aber besonders Ausländern auch der eigene Glaube zugestanden wird.

Wir genießen unsere Gefrierschrankkabine, quatschen hie und da mit unseren Mitreisenden, schauen aufs Meer und sind aufgeregt auf unsere Zeit in Indonesien.