Wir erreichen Italien per Fähre von Malta und stürzen uns sofort in das italienische Lebensgefühl, das wir vermisst haben. Rom ist unsere erste Station, die sich nach „Zuhause“ anfühlt und wir sind aufgeregt all unsere Lieben wieder zu treffen.
Dank unserem wilden Morgens nach der Ankunft auf Sizilien sind wir um 10 Uhr bei Europecar, um uns ein Auto zu mieten. Wir haben leider bei unserer Recherche herausgefunden, dass es Elektroautos nur in Palermo gibt, also müssen wir mit einem Verbrenner vorlieb nehmen. Leider vermietet Europecar aber keine Autos. Weil sie keine haben. Sowas.
Also rufe ich Hertz an und die reservieren sofort ein Auto, das wir 20 min später abholen können. Kurz nach elf rollen wir mit neu gewonnener Freiheit vom Parkplatz. Daniel krallt sich neben mir in den Beifahrersitz, weil er denkt ich würde auf der falsche Straßenseite fahren. Dabei ist jetzt einfach wieder rechtsfahren angesagt. Auch ich habe noch ein paar Gewohnheiten des Radelns intus: ich bremse vor jedem Schlagloch auf fast 0 runter, bis mir klar wird, dass das Auto nicht so empfindlich ist, wie unsere Nabe am Tandem. Das Auto ist brandneu und ich genieße das Gefühl einfach nur Gas geben zu müssen, wenn ein Anstieg kommt und in den nächsten Gang zu schalten, anstatt mich mit schweren Beinen nochmals nach vorne zu lehnen und härter zu treten. Ein schönes Gefühl!
Wir verbringen drei herrliche Tage auf Sizilien. Die Menschen sind enorm freundlich, das Essen extrem lecker und unsere Ausflüge in die Natur bescheren uns wunderschöne Aussichten. Manchmal fühlen wir uns wie in Schottland und nicht in Sizilien, weil die hügelige Landschaft in sattem Grün erstrahlt. Der Frühling ist auch unverkennbar an den vielen gelben und orangenen Blumen zu sehen. Uns erfreuen die Farben und vor allem die klare, frische Luft, die wir so schmerzlich vermisst haben seit Zentralthailand.
Wir gehen hier und da einen Espresso an der Bar trinken, wie die Einheimischen und sind überrascht, dass jeder englisch zu sprechen scheint. An unserem letzten Tag wandern wir in der Nähe des Ätna, einem Supervulkan. Das ist der zweite den ich sehe. In Indonesien war ich einmal am Krakatau, der 1883 ausbrach und dessen Explosion bis nach Australien -3100 km entfernt- zu hören und dessen Druckwelle um die gesamte Erde messbar war. (Filmtipp: BBC: The last days of Krakatau.) Es ist eine Erfahrung, die einen daran erinnert, welche Naturgewalt unter unseren Füßen schlummert und die einen demütig macht angesichts der unbändigen Kraft, die ein solcher Vulkan entwickeln kann. Die Spuren der verschiedenen Ausbrüche sind gut zu sehen, egal ob der Ausbruch 150 oder nur 16 Jahre her ist. Faszinierend.
Und dann setzen wir uns in Messina in den Zug, der uns zurück auf das europäische Festland bringen wird. Zuerst wird dieser jedoch auf eine Fähre gefahren aufegeteilt und rübergeschifft. Wir nerven die beiden italienischen Herren, die mit uns in unserem komfortablen Vierer-Schafabteil wohnen, weil wir aus dem Fenster starren müssen und das Abteil verlassen, um auf Deck zu gehen:
Denn die beiden wollen schlafen, aber es ist unglaublich aufregend für uns und so müssen sie ein wenig auf ihren Schlaf warten. Wir wachen kurz vor Rom auf. Neun Stunden waren wir unterwegs, um die ewige Stadt zu erreichen. Wir treten aus dem Termini und begrüßen den Morgen, in der Stadt, die wir so lieben:
Daniel trinkt einen schnellen Caffé in einer Bar bevor wir den Bus zu unseren lieben Freunden Corina und Mauro nehmen. Und wieder, wir stehen vor alten Freunden und Mauro begrüßt mich mit den Worten: „Alle Wege führen nach Rom.“ Stimmt. Auch unsere letzte Station nach einer langen Reise und vor zuhause ist Rom. Wir sind überglücklich, dass die beiden Zeit für uns haben und genießen die 48 Stunden mit ihnen so intensiv, dass wir alle am Sonntag erstmal Sofatag brauchen. Corina findet immer etwas neues, das sie uns noch zeigen kann, Mauro überrascht uns mit immer neuen Leckereien zum probieren und wir feiern unser Zusammensein mit ganz viel Aperitivo und gutem Essen.
Es ist ein intensives, schönes Wiedersehen und dann stehen wir wieder am Termini in Rom. Dieses Mal fahren wir von Rom über Mailand nach Zürich und von dort in den Schwarzwald. Wir fahren wirklich nach Hause.
Unser vordergründigstes Gefühl ist Freude, dann kommt Aufregung. Wir freuen uns auf all die Menschen, die wir so lange nicht persönlich in die Arme schließen konnten. Wir freuen uns auf die neuen Aufgaben und all das, was wir neu anfangen können.
Unsere Reise mit dem Tandem jedenfalls kommt uns schon ewig her vor und wir schwelgen manchmal in Erinnerungen, als hätten wir diese Reise schon vor Jahren gemacht. Wir fragen uns wieviel wir von unseren Erfahrungen und Erkenntnissen wir in unserem “normalen” Leben einsetzen können oder wie schnell wir wieder eingeholt werden. Haben wir uns sehr verändert? Entscheidet selbst!
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