Balkan Treats – Folge 3

Bulgarien

Von unserem hübsch gelegenen Zeltplatz in Serbien holpern wir erstmal 4 km auf ungeteerter Strasse bis wir die bulgarische Grenze erreichen und die Europäische Union wieder betreten.

Wir fahren durch verschlafenes Hinterland Richtung Sofia, vorbei an freilaufenden Pferde, einem Mann, der sein glücklich grunzendes Schwein mit einem Stock gemütlich vor sich hertreibt und freuen uns darauf dieses Land ein wenig besser kennenlernen zu dürfen.

In Sofia besuchen wir unsere liebe Freundin Ogi. Sie hat in Konstanz Wirtschaft studiert, 10 Jahre in Deutschland gelebt und ist dann wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt. Inzwischen hat sie ihre eigene kleine wunderbare Familie mit ihrem Mann Biser und der kleinen 6 Monate alten aufgeweckten Stephania. Wir verbringen drei volle Tage in Sofia, die angefüllt sind mit Diskussionen zur wirtschaftlichen Situation in Bulgarien, dem Einfluss der EU auf die Landwirtschaft und sehr viel gutem Essen. Wir bekomen einen Crashkurs in bulgarischem Brauchtum, lernen verschiedene Parks bei ausgedehnten Spaziergängen und so Sofia selbst noch besser kennen. Ogis Mama lässt es sich ebenfalls nicht nehmen uns mit hausgemachten Spezialitäten zu verwöhnen und so fällt es uns umso schwerer wieder Abschied zu nehmen von dieser umwerfenden Gastfreundlichkeit, Wärme und Freude darüber uns das eigene Länd näher bringen zu können. Danke ihr Lieben!

Auf dem Weg aus Sofia heraus haben wir noch ein Erfolgserlebnis: Wir finden endlich passende Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben für unsere Radtaschen. Die haben nämlich ab und zu eine Schraube locker und wenn man nicht aufpasst, steht man bald ohne Taschen da. Die Verständigung dabei ist ein wenig schwierig, aber da man glücklicherweise fähige Männer vor sich hat, verstehen diese schnell, was man mit dem wildem Gefuchtel meint (nämlich Unterlegscheiben passend für 4mm Imbusschrauben).

Weiter geht die Fahrt und wir sind ein wenig entsetzt, dass komoot uns über einen arg unwegsamen Feldweg schickt, bis wir nach einem kleinen Sturz (Nummer 1 toitoitoi) und einigen Spurrillenmanövern feststellen, dass der Weg auf der anderen Seite des kleinen Flusses verläuft und dort schön eben ist. Die Erfahrung wars wert, auch wenn Daniel sich Vorwürfe macht, dass er das Rad nicht halten konnte und ich somit im Dornenbusch gelandet bin. Meine pragmatische Einstellung dazu ist: wieder rauf auf den Gaul und weiter.

Den Rest des Tages fahren wir erst durch abgelegenes Hügelland, bis wir gegen Abend eher flaches Weinland erreichen und durch kleine Dörfer kommen, in denen die einheimischen eingelegte Bohnen, Paprikapaste und Wein in 2-5 l PET-Flaschen verkaufen. Wir fragen nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe und landen in einem Wein-Spa-Resort. Wir haben einen schönen kleinen Baalkon und würden den ersten lauen Abend gerne für  ein Picknick nutzen. Also machen wir uns nochmals auf, um im Dorf einzukaufen. Was dabei herausgekommen ist? Seht selbst:

Als wir am nächsten Morgen starten ist es bereits ziemlich warm und wir nehmen uns vor ab jetzt wirklich immer früher loszufahren als halb 10. Guter Plan. Wir radeln noch ein paar Stunden bis zu unserem nächsten Ziel: Plovdiv. Nicht nur die Altstadt, die wir später besuchen werden ist wunderschön mit ihren typisch bulgarischen Häusschen und den Straßenpassagen im Jugendstil, wir habe uns auch ein Apartment gemietet, das unsere bohemian hearts höher schlagen lässt.  Liebevoll ausgesuchte Möbel, Kunstgemälde und Lampen im Bauhaus-Stil lassen uns den 20-er Jahre Charme spüren. Es fäll uns schwer uns davon wieder zu trennen und so dauert der Start am nächsten Morgen wieder länger…

Unsere letzte Station in Bulgarien ist ein liebevoll aufgebauter Campingplatz (8 Jahre Bastelzeit), mit dem Matt sich seinen Aussteigertraum nahe der griechischen Grenze lebt. Daniel macht der kleinen Tochter Sky eine rießen Freude, als er sie auf de Tandem ein paar Runden durch den Hof fährt.

Am nächsten Morgen verlassen wir schweren Herzens Bulgarien und erreichen nach einem 30 km Intermezzo in Griechenland die Türkei. Weil ja jeder weiss, dass die Griechen Essen lieben, hungern wir bis zur Grenze und schlürfen dann glücklich ein Frappé und verdrücken überrascht die „kleine Vorspeisenplatte“, die man uns kredenzt.

Was wir von Bulgarin mitnehmen? Die Freude der Menschen darüber, dass man ihr wunderschönes Land besucht, die Gastfreundschaft und das Verlangen danach dir etwas zu schenken. Das Verschmelzen von neu und alt. Egal ob in den Städten, in denen historische Gebäude neben supermodernen stehen, Hipster-Cafes an jeder Ecke zu finden sind oder in den Dörfern, wo jede Kneipe WiFi hat. Bulgarien ist fazinierend modern und trotzdem kulturell bewusst zugleich. Uns gefälltˋs! Wir kommen wieder!