Thai Travels #3

Thailand von Norden nach Süden zu durchqueren, lässt einen die Vielfältigkeit dieses Landes erahnen und nach viel Wald und Hügeln kommen wir endlich am Meer an, zuerst am Golf von Thailand, an der weniger besuchten Ostküste, bevor wir die Seite wechseln, um an der Westküste entlangzuradeln.

Von Kanchanaburi fahren wir in zwei Tagen zu unserem Warmshower Paul, der mit seiner Frau Natt und fünf Hunden in einem einladend offenen Containerloft wohnt. Paul und Natt haben viel von Thailand mit dem Rad bereist und sind bestens informiert. Sie waren mit einem Pivot, einem Liegerad-Tandem unterwegs und  Paul erzählt uns mit einem Lächeln, dass man damit den Pamir nicht bezwingen könnte. Der liegende Fahrer bekommt einfach keinen Druck auf die Pedale. Wir sind heilfroh, dass er so erfahren ist, denn wir brauchen immernoch eine neues Laufrad für hinten. Doch darum wollen wir uns am nächsten Tag kümmern. Zuerst bekommen wir echte französische Crêpes mit Thai-Füllung gezaubert. Coline, die ebenfalls gerade bei Paul weilt, bringt französische Küche in Form von Crêpes mit, wenn sie vorbeiradelt und bittet die Einheimischen jeweils um Ideen für die Füllung. So entstehen ganz neue und immer leckere Kreationen aus der Fusion, wie wir uns vorstellen – und selbst testen dürfen. Sie werkelt fleißig in der Küche und verwöhnt uns sogar mit Dessert-Crêpes. Zwischendurch und nach dem Essen werden verschiedene Radelgeschichten ausgetauscht und auch sonst ziemlich viel besprochen. Wie alle fallen viel zu spät, aber glücklich ins Bett.

Am nächsten Tag packt Paul uns in seinen Pick-up und wir klappern die Radläden des nahen Hua Hin ab – und haben tatsächlich Erfolg. Während unser neues Laufrad eingespeicht wird, führt Paul uns in ein Strandrestaurant aus. Die Sonne strahlt auf das hellblaue Wasser, es weht eine erfrischende Prise und wir sind in wunderbarer Gesellschaft. Wir können unser Glück kaum fassen. Und es ist das erste Mal seit dem Iran, dass wir wieder ein Meer zu Gesicht bekommen. Wir können Paul nicht genug danken, wenn wir daran denken wie lange das Ganze in Anspruch genommen hätte, wenn er uns nicht geholfen hätte!

Wieder zuhause verbringen wir den Rest des Tages mit Schrauben, Mittagsschlaf und dem Bespassen der Hunde, bevor wir am nächsten morgen sehr früh wieder weiter Richtung Süden starten. Wir fliegen dahin, unsere Batterien sind aufgeladen und wir sind beflügelt von den interessanten Diskussionen, die wir führen durften.

Wir fahren an diesem Tag viel am Meer entlang und freuen uns über die Robinson-Aussichten mit Palmen vor glitzerndem Meer, die wir dauernd haben. Man sieht, dass diese Seite der Küste weniger besucht wird und zwischendrin gibt es immer wieder fast unberührte Abschnitte.

Wir campen in einem Nationalpark, direkt am Strand. Für mich gibt es kein halten mehr und kurz nachdem das Rad abgestellt ist, springe ich schon ins Meer. Zum Glück sind wir früh dran und haben so noch Zeit den Nachmittag hier zu genießen. Wir schauen den Affen beim spielen zu und genießen das Rauschen des Meeres. Punkt Sonnenuntergang wacht die Armada an Moskitos auf, um uns auszusaugen. Sie sitzen lauernd auf der Außenseite unseres Moskitonetzes und so sind wir gezwungen früh innerhalb des Zelts zu verschanzen.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder durch Shrimpsfarmen so weit das Auge reicht. Sie waren bereits da, bevor das Gebiet zum Nationalpark erklärt wurde und es ist ein trauriges Bild. Die Tümpel zwischen erodiertem Boden, davor ein paar schäbige Hüttchen. Überall stehen Säcke mit Shrimpsfutter und es riecht nach Düngemittel. Nur hier und da stehen noch ein paar der schönen Mangroven, die hier sonst wachsen würden.

Wieder kommen wir an touristischen Stränden vorbei und gönnen uns ein Resort-Frühstück, nachdem Daniel locker neben dem Tandem herrollen könnte. Kleine Dörfer wechseln mit Strandabschnitten und wir steigen in einem Fischerdorf ab. Wir sind ein wenig gerädert, weil das ständige Schwitzen und reiben sowie das flache Gelände unseren Pos ganz schön zusetzt und quälen uns noch einen Tag weiter, bis wir einen Ruhetag einlegen müssen, um unsere geschundenen Hinterteile auszukurieren. Schön am Strand entlang, flach, schönes Wetter – das ist doch der Traum eines jeden Radlers – denkste. Wir werden jedoch herrlich umsorgt in dem familienbetriebenen Resort und können so richtig ausspannen, im Meer planschen und am Strand entlang flanieren.

Am nächsten Tag treffen wir endlich mal wieder einen Reiseradler in Thailand. Adam fährt von Singapur nach Hause, nach London. Er ist seit drei Wochen unterwegs und voller Tatendrang und Euphorie. Es ist herrlich mit ihm zu quatschen und wir nehmen ein wenig von seiner Power mit auf unsere nächsten Kilometer und denken wehmütig daran, wie wir nach 3 Wochen waren. Leider schleift sich doch ein wenig die Routine ein und das macht es umso schöner Adam begegnet zu sein und seine Leidenschaft gespürt zu haben.

Auf unserem weiteren Weg besuchen wir einen Speciality Coffee Röster mit eigenem Imperium. Dazu bald mehr in einem eigenen Beitrag. Dann wechseln wir die Küstenseite und gönnen uns noch einmal ein Resort, diesmal an der Westküste von Thailand – man muss ja den Vergleich haben. Es liegt genau gegenüber der Südspitze von Myanmar und wir denken nochmals wehmütig daran wie gerne wir dieses Land besucht hätten. Zufälligerweise finde ich in einem Second Hand Buchladen das Buch „Under the Dragon- travels in a betrayed land“ von Rory McLean und bekomme so wenigsten einen kleinen Eindruck und noch mehr Sehnsucht dieses Land einmal zu erkunden.