Erste Tritte

Wir sind in Huesca, Aragonien angekommen. 400 km in 5 Tagen. Doch von vorne: mit dem Bus von Zürich nach Barcelona war wieder erwarten sehr angenehm. Gegen vier Uhr  am Sonntagmorgen Ankunft in Barcelona Sans. Die Stadt schläft noch, wir verlassen den Bus, da stehen wir nun. Ein zerlegtes Tandem und ein riesiger Beutel mit all unseren Fahrradtaschen darin. In der aufsteigenden Dämmerung setzen wir das Tandem zusammen. Wir werden von weiteren Fahrgästen und angetrunkenen Partygängern begutachtet. Zwei Stunden später steht alles fertig da. Wir trollen uns erst einmal samt Tandem in die Bahnhofshalle, um dort zu frühstücken. Dann trauen wir uns das erste Mal auf die Strassen der Grossstadt.

Daniel kennt mal wieder nichts, wir fahren erstmal über eine Rampe durch einen Park und schön falschherum in die vielen Einbahnstrassen. Die Katalanen nehmen es gelassen und recken höchstens mal freundlich den Daumen in die Höhe. So erreichen wir einen der schönsten Aussichtspunkte der Stadt, den Montjüic. Wir setzen uns in die warme Morgensonne und ziehen das Fazit: Ankommen mit eigenem Tandem = Freiheit!

Nach zwei Tagen Barcelona kribbelt es uns in den Füssen, also raus auf die Strasse, Tandem beladen. Neugierige Nachbarn schauen uns zu. Albert, der nebenan arbeitet gibt uns den ersten Tipp, wo es schöne Strässchen zu fahren gibt. Dann geht es los, quer durch Barcelona entlang riesiger Strassen, über Bordsteinkanten immer den schlendernden Touristen ausweichend. Fast jeder, den wir treffen, vom bezofften Grossstadthipster bis  zum LKW Fahrer streckt uns mit einem breiten Grinsen den erhobenen Daumen entgegen. Trotzdem ist es ganz schön anstrengend. Einklicken, ausklicken, fast umfallen an der Ampel, wieder losfahren, konzentrieren, wo gehts jetzt weiter? Daniel lenkt, navigiert und trifft die Entscheidungen (reicht das über die Kreuzung?). Ich beschränke mich auf Vertrauen und Gleichgewicht halten. Meine Hände sind leicht verkrampft und der Angstschweiss tritt mir in manchen Momenten schlagartig auf die Stirn (ääähh, da kommt ein Bus von rechts!). Aber sonst läuft alles top. Irgendwann halten wir in den Suburbs von Barcelona, essen zu Mittag und nehmen dann den obligatorischen Cafesito in einer Bar. Man ist sehr hilfsbereit und schmeisst sogar Google Maps für uns an, um zu sehen wie wir über den hindernden Fluss kommen ohne über die Autobahn zu müssen. Und dann: geschafft, wir sind raus aus dem Grossstadtdschungeln und holpern einen Feldweg entlang. YEAH!

Nun sind wir erst einmal in Katalonien, fahren über Sitges nach St. Colomo de Quebralt und landen im herzigen Maldá. Die offenen und herzlichen Catalanen lehren uns viel über ihre Kultur und die angestrebte Unabhängigkeit Kataloniens . Auch die Franco-Zeit, in der die Katalanen massiv unterdrückt wurden, ist ein Thema. Schweren Herzens trennen wir uns vom Bon dia und sagen nun wieder Buenos dias in Aragonien.

Das schreiben wir uns hinter die Ritzel:

  • Streikende Beine ab 100km und mehr als 500hm oder 1000hm und mehr als 70km – also tranquillo!
  • Es wird ein drittes Rettungskettenblatt nötig sein, um uns bei mehr als 7% Steigung über Pässe zu bringen. 14% schaffen wir im Moment nur für 200m und mit gewaltig verkrampften Gesichtern sowie dem ständigen Gefühl, dass wir das Tandem auseinanderbrechen – immer bedenken: Fahrrad und Gepäck ziehen uns mit 60kg talwärts
  • Alle zwei Stunden essen müssen macht doch nicht so viel Spass wie man denkt
  • Taubheitsgefühl in beiden kleinen und Ringfingern sowie blindenzeichenartige blaue Flecken an der rechten Pobacke sind die Gebrechen einen Hobbyfahrerin unter Dauerbelastung.
  • Ein semiprofessionel trainierter Körper zeigt weniger Verschleiss solange er immer mit genug Cafesito und Berge an süssen Teilen verpflegt wird

Saludos aus Spanien!